Lymphgefäße

Lymphgefäße allgemein Lipohypertrophie Ödeme Manuelle Lymphdrainage (MLD) Kompressionsbehandlung

Lymphgefäße allgemein

Lymphgefäße ähneln anatomisch den Blutgefäßen, transportieren jedoch kein Blut, sondern sorgen für den Abtransport von Flüssigkeit aus dem Gewebe (Lymphe) zurück in den venösen Blutkreislauf.

Größere Lymphgefäße sind mit Klappen ausgebildet, welche die Lymphe weiter pumpt. „Dieser Motor“ wird durch die Aktivität der Muskelpumpe, also unsere Bewegung angeregt, es kommt zu einer Pulsation, welche den Weitertransport von Lymphe fördert.

Starke Fettzellenvermehrung führt zur Komprimierung von Lymphgefäßen. Dies behindert den Abfluss zusätzlich. Generell gilt: Fett und Lymphe vertragen sich nicht.

Bei Frauen ist die Struktur der Unterhautfettschicht anders als beim Mann. Frauen haben sogenannte „stehende“ Fettzellkammern mit senkrecht zur Hautoberfläche verlaufenden Bindegewebssepten. Männer dagegen haben sich überkreuzende Bindegwebssepten. Dadurch kommt es bei der Frau zur Orangenhaut, da die bindegewebigen Septen Einziehungen an der Haut herbeiführen.

Es gibt eine Vielzahl von Ursachen, warum jemand an „dicken Beinen“ leidet.
Bei kräftigen Beinen gilt es, zwischen krankhaften und nicht krankhaften Ursachen zu unterscheiden. Neben einer genetischen Veranlagung für kräftige Beine – „Hatte meine Oma auch.“ – im Sinne einer Fettgewebsvermehrungen, können auch Ödeme, also Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe der Grund für dicke Beine sein.

Durch eine Zunahme von Fettgewebszellen kann es zu unsymmetrischen und symmetrischen Fettgewebsvermehrungen kommen. Ein Beispiel für eine unsymmetrische Fettgewebsvermehrung ist das Lipom, das Fettgeschwulst. Symmetrische Fettgewebsvermehrungen sind:
– Adipositas – Übergewicht (generalisierte ernährungsbedingte Fettgewebsvermehrung des gesamten Körpers, bevorzugt des Bauches)
– symmetrische Lipomatomose (anlagebedingt)
– Lipohypertrophie
– Lipödem (ödematisiertes Fettgewebe bei Lipohypertrophie)

Lipohypertrophie

Die Lipohypertrophie ist eine anlagebedingte Fettgewebsvermehrung, die vor allem die Extremitäten betrifft. Durch eine genetisch bedingte Fettverteilungsstörung entsteht ein Ungleichgewicht zwischen Extremitäten und Rumpf, wobei die Beine und Arme im Verhältnis zum Rumpf zu dick erscheinen. Die Lipohypertrophie kommt ausschließlich bei Frauen vor und tritt meist symmetrisch auf. Häufig beginnt sie während der Pubertät, kann sich aber auch zu jedem anderen Zeitpunkt manifestieren. In der Regel sind ähnliche Körperformveränderungen bei weiblichen Vorfahren zu finden. Die weitere Entwicklung einer Lipohypertrophie lässt sich nicht voraussagen. In manchen Fällen nehmen die Betroffenen nicht weiter zu, in anderen Fällen nimmt die Ausprägung eine entstellende Form an. In vielen Fällen kommt die Lipohypertrophie gemeinsam mit Übergewicht vor und wird durch diese noch verstärkt.

Normalerweise verursacht die Lipohypertrophie keine Beschwerden und macht somit keine Therapie notwendig. Eine Gewichtsreduktion kann bei einer begleitenden Adipositas den Umfang vermindern. In Extremfällen kann eine Fettabsaugung (Liposuktion) zu einer Umfangsreduktion führen. Die Kosten für eine Fettabsaugung werden jedoch nicht von den Krankenkassen übernommen und müssen von den Patienten selbst getragen werden.

Selten kann sich aus einer Lipohypertrophie ein Lipödem entwickeln. Beim Lipödem bestehen Spannungsbeschwerden und eine starke Druckempfindlichkeit des Fettgewebes.
Eine Lipohypertrophie ist die Voraussetzung zur Entstehung eines Lipödems.

Ödeme

Ein Ödem bezeichnet eine übermäßige Flüssigkeitsansammlung im Gewebe. Normalerweise besteht ein Gleichgewicht zwischen dem Flüssigkeitszufluss ins Gewebe über die Arterien und dem Abfluss aus dem Gewebe durch Venen und Lymphgefäße. Ist dieses Gleichgewicht gestört – entweder durch erhöhten Einstrom oder durch verminderten Abstrom – entsteht ein Ödem.

Insgesamt gibt es mehr als 20 Ödem-Arten. In der Lymphologie werden Ödeme nach Art ihrer Behandlung in drei Gruppen unterteilt. In der ersten Gruppe ist die physikalische Ödemtherapie die einzige oder die wesentliche Therapie. Beispiele hierfür sind das Lymphödem, das Phlebödem und das Lipödem. In der zweiten Gruppe kommt die physikalische Ödemtherapie nur dann zum Einsatz, wenn eine Basistherapie, meist medikamentöser Art, nicht ausreichend wirkt. Beispiele in dieser Ödemgruppe sind das pathologisches Schwangerschaftsödem und das Eiweißmangelödem. In der dritten Gruppe ist die physikalische Ödemtherapie grundsätzlich nicht indiziert. Hierzu zählen das Ödem bei Nierenversagen oder das kardiale Ödem.

Bei den Ödemen werden eiweißarme und eiweißreiche Ödeme unterschieden. Eiweißarme Ödeme entstehen durch einen erhöhten Druck in den kleinsten Gefäßen (Kapillaren) sowie bei Eiweißmangel.
Eiweißreiche Ödeme entstehen bei erhöhter Durchlässigkeit der Kapillaren und bei behindertem Lymphabfluss.

Ein Ödem, das durch eine Herzschwäche verursacht wird, ist eiweißarm und kann neben der Verbesserung der Herzleistung mit Diuretika (Entwässerungstabletten) behandelt werden. Diuretika kommen auch bei Ödemen zur Anwendung, die durch Erkrankungen der Nieren und der Leber sowie symptomatisch bei Eiweißmangelödemen auftreten. Eiweißreiche Ödeme lassen sich nur mit einer physikalischen Entstauung oder einer physikalischen Ödemtherapie nach Asdonk behandeln. Die Kenntnis über die Ödementstehung ist somit entscheidend für die Therapie.

Verletzungen beispielsweise bei der Küchen- und Gartenarbeit sowie Insektenstiche sollten vermieden werden. Verletzungen und Stiche können zur Zerstörung von Lymphgefäßen, zu Entzündungen oder zu Blutergüssen führen, die wiederum die Flüssigkeitsmenge erhöhen.
Außerdem sollten eine Blutentnahme oder Blutdruckmessungen am Ödem-Arm unterbleiben. Es besteht die Gefahr von Abschnürungen. Unter Umständen werden auch falsche Werte gemessen. Auch Akupunktur sollte nicht angewandt werden, da erhöhte Infektionsgefahr besteht. Zudem gilt Vorsicht vor klassischer Massage: Die durch Massage erhöhte Gewebsdurchblutung führt zu verstärkter Lymphflüssigkeitsbildung. Außerdem besteht die Gefahr von Gefäßzerreißungen mit Blutergussbildung und Gefäßspasmen. Also keine Massagen an ödematisierten Körperregionen! Eine Überwärmung durch Fango, Sonnenbrand, Wasser über 30°C oder die Sauna sollte unterbleiben, denn sie führt zu einer gesteigerten Lymphflüssigkeitsbildung. Erfrierungen und Unterkühlungen sollten vermieden werden.
Vorsicht bei allergisierenden Kosmetika und Hautpflegemittel, sie können zu Ekzemen führen. Stets lockere Kleidung tragen, denn einengende Kleidungsstücke können die oberflächigen Hautlymphgefäße abschnüren.

Beim Lipödem kommt es zur Einlagerung von Lymphflüssigkeit in das Fettgewebe. Typische Symptome sind Spannungsgefühl, erhöhte Druck- und Berührungsempfindlichkeit des Fettgewebes sowie eine Prallheit des Fettgewebes. Häufig wird angenommen, dass die Neigung zu Hämatomen ein Nachweiskriterium für ein Lipödem sei. Dies ist jedoch nicht richtig, da Frauen mit und ohne Lipödem häufig schon auf leichten Druck zu Hämatomen neigen. In etwa 80 Prozent der Fälle geht ein Lipödem mit einer Adipositas einher.
Über die Häufigkeit des Lipödems gibt es keine exakten Zahlen. Es gilt jedoch als gesichert, dass die Diagnose des Lipödems viel zu häufig gestellt wird.

Ein Lipödem kann sich, da es häufig gemeinsam mit einer Adipositas vorkommt, durch eine Gewichtsreduktion bessern. Darüber hinaus sind eine regelmäßige manuelle Lymphdrainage (MLD) sowie das Tragen von Kompressionsstrümpfen anzuraten. Einige Patienten profitieren von einer Fettabsaugung (Liposuktion). Die Kosten für die Fettabsaugung werden nicht von den Krankenkassen übernommen und müssen von den Patienten selbst getragen werden.

Bei Lymphödemen wird das primäre, also angeborene Lymphödem, vom sekundären, dem erworbenen Lymphödem, unterschieden. Das primäre Lymphödem ist selten. Ursächlich für das Lymphödem sind angeborene Fehlbildungen des Lymphsystems. Es manifestiert sich früh. Das sekundäre Lymphödem entsteht als Folge von Operationen, Bestrahlungen, Krankheiten, Infektionen und Verletzungen. Des Weiteren können Lymphödeme in Kombination mit anderen Krankheiten auftreten. So gibt es beispielsweise das Lipo-Lymphödem und das Phlebo-Lymphödem.

Bei länger bestehendem Lymphödem geht die anfänglich bestehende „Dellbarkeit“ des Gewebes verloren. Ursache ist die Eiweißfibrose. Über das Blut wird Eiweiß in das Gewebe transportiert, um dort die Zellen zu ernähren. Wenn der Abtransport über das Lymphsystem gestört ist, bleiben die Eiweiße im Gewebe liegen und werden von den speziellen Zellen zu regulärem Bindegewebe umgewandelt. Dies führt zu einer Verhärtung des Gewebes.

Neben der allgemeinen klinischen Untersuchung ist beim Lymphödem die Untersuchung des Stemmer-Zeichen wegweisend. Dabei werden die Hautfalten auf der Oberseite der zweiten Zehe mit Daumen und Zeigefinger angehoben. Kann keine Hautfalte abgehoben werden, ist das Stemmer-Zeichen positiv und es liegt in der Regel ein Lymphödem vor.

Viele Patienten mit Lymphödem leiden neben dicken Beinen auch an Beschwerden wie Spannungsschmerzen und Druckgefühl. Bei Zunahme des Lymphödems kann es zu weiteren Komplikationen wie Rötungen der Haut, Hautentzündungen, Hautpilzerkrankungen, Lymphzysten, Lymphfisteln sowie Papillomatose der Haut kommen.

Durch eine Erkrankung der Venen, wie Krampfaderleiden, Thrombosen und Venenentzündungen, kann ein Phlebödem entstehen. Aufgrund der Schlussunfähigkeit der Venenklappen kommt es in stehender Position zu einem Anstieg des Flüssigkeitsdrucks im Gewebe und damit zum Ödem.
Das Ödem ist zunächst tief eindrückbar („eindellbar“). Besteht ein Phlebödem länger, kommt es zu einer zunehmenden Braunverfärbung durch Hämosiderinablagerungen, die sich aus abgebautem Hämoglobin von ausgetretenen roten Blutkörperchen bilden. Die schwerste Form ist das Ulcus cruris venosum, also das offene Bein. Es tritt meist im Bereich des Innenknöchels am Unterschenkel auf.

Die Basistherapie beim Phlebödem ist die Kompression von außen durch Kompressionsstrümpfe, zum Teil auch in Kombination mit einer manuellen Lymphdrainage (MLD). Ist ein Krampfaderleiden ursächlich, sollte eine Krampfaderoperation erwogen werden.

Manuelle Lymphdrainage (MLD)

Das Ziel der MLD besteht darin, den Abtransport von Gewebsflüssigkeit aus dem Gewebe zu steigern. Hierzu werden spezielle manuelle Grifftechniken angewandt.

Durch die MLD steigt der Druck im Gewebe, was wiederum die Aufnahme von Flüssigkeit aus dem Interstitium in die Lymphbahnen begünstigt. Darüber hinaus wird die Funktion der Lymphgefäße angeregt, was zu einem besseren Abtransport der Lymphe führt. Die ödematöse Schwellung nimmt dadurch ab und die Beine werden schlanker.

Ziel der MLD sind eine Entödematisierung und Entstauung der betroffenen Körperregion sowie die Schmerzreduktion und Neubildung von Lymphgefäßen an sogenannten Unterbrechungsstellen, beispielsweise Narben.

Bei folgenden Erkrankungen sollte keine MLD durchgeführt werden:
– Entzündungen und Fieber über 37,5°C
– Verdacht auf akute Thrombose
– Venenentzündung
– Wundrose (Erysipel)
– erhöhter Schwellungszustand nach einer Flugreise (Höhenödem!)
– Ausgeprägte Herzinsuffizienz (Stadium 3 bis 4)
– akute bösartige Tumore

Die Kompressionsbehadnlung ist ein fester Bestandteil der Therapie und vermeidet eine erneute ödematöse Schwellung. Patienten mit bisher unbehandelten primären Lymphödemen, sekundären Lymphödemen, Lipödemen und Lipo-Lymphödemen oder im fortgeschrittenen Stadium erhalten zusätzlich zur MLD eine Verordnung über Kompressionsbandagierung, um einen Rückstau in das durch MLD weich gewordene Gewebe zu verhindern.

Eine MLD ohne Kompressionstherapie ist wirkungslos, da die Anregung des Lymphabflusses durch die MLD maximal 24 Stunden anhält. Wird jedoch direkt im Anschluss an die MLD eine Kompression angelegt, verstärkt diese die Wirkung der MLD und hält bei zusätzlicher Bewegung in der Kompression über Tage an.

Kompressionsbehandlung

Die Kompressionsbehandlung ist ein fester Bestandteil der Ödemtherapie und vermeidet eine erneute ödematöse Schwellung. Patienten mit bisher unbehandelten primären Lymphödemen, sekundären Lymphödemen, Lipödemen und Lipo-Lymphödemen im fortgeschrittenen Stadium erhalten zusätzlich zur manuellen Lymphdrainage (MLD) eine Verordnung über Kompressionsbandagierung, um einen Rückstau in das durch MLD weich gewordene Gewebe zu verhindern.

Eine Kompressionsbandagierung ist solange notwendig, bis der speziell ausgemessene Kompressionsstrumpf angelegt werden kann.

Grundsätzlich gibt es rundgestrickte Strümpfe und flachgestrickte Strümpfe. Flachgestrickte Strümpfe haben hinten eine Naht, bei rundgestrickten Strümpfen fehlt diese ganz. Rundgestrickte Strümpfe können von der Mehrzahl der Patienten getragen werden. Flachgestrickte Strümpfe sind jedoch für die Therapie der Lymph- und Lipödeme oder bei adipösen Patienten notwendig.